Es ist 6 Uhr und unserer Meinung nach viel zu früh, aber unser Ziel ist die Internationale Deutsche Jugend Meisterschaft und wir wollen pünktlich sein. Wir, das sind diesmal aus Segler-Sicht nur Jonas & Moritz, aber als Unterstützung haben wir noch unsere Fahrer/Betreuer/Köche/Alles-Könner, unsere Eltern. Dieses Jahr findet die 420er-IDJM in Medemblick auf dem Ijsselmeer statt.
Die erste Hürde haben wir gleich um 6:05 Uhr gemeistert, als mir wieder eingefallen ist, dass der Ordner mit den Bootspapieren, die eine Startbedingung sind, noch in meinem Zimmer steht. Danach ging es endlich los.
Um 12 Uhr kommen wir an und dürfen zum ersten Mal Meisterschaftsluft schnuppern. Wir beginnen, unser Boot aufzubauen und schauen uns erst einmal im Hafen um. Dann geht es im Anschluss darum, dass unser Boot „Out of Control“ die Vermessung besteht. Nachdem unsere nigel-nagel-neuen Segel ohne Probleme durch die Vermessung kommen, wird auch der Rumpf abgenommen. Am Abend gratulieren wir noch Annabelle per Video-Live-Schaltung, auch Skype genannt, zum 18ten Geburtstag. Der Rest der 420er Jugend ist vor Ort und so übergeben wir das Geschenk „gemeinsam“.
Dabei haben wir zwar etwas die WLAN-Leitung unseres Bungalows gequält, aber nach zwei, drei Versuchen hat es dann doch geklappt.
Tag 2: Erster Regatta Tag
Der erste Qualifikationstag geht für uns um 7 Uhr los.
Obwohl wir, aus unerklärlichen Gründen, nur die Hälfte der Steuermannsbesprechung mitbekommen, gehen wir zwei Stunden vor dem eigentlichen Start um 10 Uhr aufs Wasser. Wir segeln uns ein bisschen ein und schauen uns aus nächster Nähe das Kadertraining der Anderen etwas an ;)
Um 12 Uhr gab es pünktlich das Startsignal. Dort starten wir auch zum ersten mal mit 45 Booten. Mit leichten Orientierungsschwierigkeiten geht es Richtung Luv-Tonne, oder besser gesagt, erst mal dem Feld hinterher. Anschließend mit Halbwind-Spi-Kurs zum Gate und von dort aus ins Ziel.
Beim zweiten Start gibt es auch schon den ersten allgemeinen Rückruf, woraufhin der Wettfahrtleiter auch nicht lange fackelt und „Black Flag“ zieht. Danach ist auch erst mal Vorsicht angesagt und wir starten gesitteter. Das Prozedere wiederholt sich beim 3. Start erneut.
Nach 7 Stunden auf dem Wasser sind wir auch ganz froh, als wir wieder Richtung Hafen fahren können. Leider haben wir uns zu früh gelobt, dass wir nichts kaputt gemacht haben, denn im gleichen Moment verabschiedet sich auch schon der Schäkel am Mast mit einem lauten Knall und wir stehen mitten auf dem Ijsselmeer ohne Riggspannung. Da wäre so ein Trainerboot schon gut gewesen ;)
Naja, dafür hilft uns ein nettes Trainerboot vom DYC aus der Patsche.
Am Abend kommen wir noch mit einem netten Trainer aus Eckernförde ins Gespräch, der uns anbietet, am nächsten Tag von ihm mitbetreut zu werden.
Um neun Uhr geht es wieder los und dieses Mal dürfen wir uns der Gruppe aus Eckernförde anschließen. Roman, der Trainer, gibt uns noch ein paar Tipps und dann geht es auf's Wasser.
Auf dem Wasser selbst schaute er noch kurz über unsere Manöver und gibt uns letzte Instruktionen, bevor es zum ersten Start geht.
Die erste Wettfahrt läuft bis zum letzten Gate eigentlich ganz gut für uns .
Allerdings nimmt der Wind zu und unser Spi-Manöver läuft nicht gerade nach Plan ab und so kentern wir. Natürlich verhakt sich der Spi auch noch in der Saaling und wir brauchen einige Zeit, bis wir diesen wieder frei haben. Leider haben wir damit das Zeitlimit überschritten und bekommen ein DNF.
Im zweiten Lauf nimmt der Wind ab und so haben wir Zeit, den Spi während der Wettfahrt wieder anzuschlagen. Dafür, dass wir die Hälfte der Zeit keinen Spi hatten, ist das Ergebnis des zweiten Laufs gar nicht so schlecht. Allerdings nimmt der Wind zu und dreht um 90 Grad, so dass die dritte Wettfahrt zum zweiten Mal gestartet werden muss. Die erste Kreuz wird mit zunehmenden Wind auch zum echten Kampf.
Der Wind steigt auf 6 Bft und die Welle auf mehr als einen Meter an. Als wir an der Tonne nach einer gefühlten Ewigkeit angekommen, entscheiden wir uns, abzubrechen, da auch die Hälfte des Feldes mehr Zeit im Wasser als auf ihrem Schiff verbringt.
Wir melden uns vorschriftsmäßig bei der Jury per Handzeichen ab und kurz darauf auch bei Roman. Dann geht es gleitend wieder Richtung Hafen. Dort angekommen, sind wir auch wieder ganz froh, festen Boden unter den Füßen zu haben.
Heute zeigt sich das Wetter in bester Manier: wir haben Sonnenschein und strahlend blauen Himmel. Der Wind hat im Vergleich zum Vortag deutlich nachgelassen und wir haben angenehme 4 Bft. Wir segeln uns wieder einmal mehr als eine Stunde vorher ein, was für uns mittlerweile zur Routine geworden ist, und diesmal starten wir pünktlich um 11 Uhr. Wir sind im Silber Fleet gelandet, aber die Gruppe hat sich im Vergleich zu den Qualifikationstagen nicht groß geändert.
Also starten wir mit bekannten Gesichtern zur ersten Wettfahrt. Die erste Gruppe startet regulär und dann sind wir dran. Allerdings sollte es noch etwas dauern, bis wir los legen dürfen.
Der erste Versuch unter Flagge „P“ endet mit einem allgemeinen Rückruf, woraufhin wieder mal „Black Flag“ vom Wettfahrtleiter gezogen wird. Doch auch beim zweiten Versuch gibt es ein oder zwei Teams, die über der Linie waren, so dass es wieder einen allgemeinen Rückruf gibt und die Segelnummern erst bekanntgegeben werden müssen. Dieses Prozedere wiederholt sich ganze sechs Mal, bevor wir erfolgreich zur zweiten Wettfahrt starten können!
Naja, wir nehmen es mit Humor und sehen es als Starttraining an, denn wir standen nicht auf der Liste mit den 10 Segelnummern, die disqualifiziert worden waren. ;)
In der letzten Wettfahrt reißt uns allerdings das Trapez, was uns leider auf dem Steuerbordbug etwas einschränkt.
Der Tag beginnt schon sehr stürmisch beim Aufbauen und der Wind steigt weiterhin an.
Aufgrund unseres Zustandes und der des Bootes, entscheiden wir, den letzten Tag außen vor zu lassen. So machen wir uns früher als geplant wieder auf die Heimreise. Wir sind beide ziemlich fertig, aber wir können sagen, dass die IDJM definitiv ein Erlebnis für uns gewesen ist. Es gab sowohl gute als auch schlechte Seiten, aber die Guten bleiben besonders in Erinnerung. Wir hatten viel Spaß und haben viel Erfahrung gesammelt.
Daher können wir das Fazit ziehen, dass wir nächstes Jahr dieses Ziel gerne wieder erreichen möchten. Aber wir wissen auch, dass man die Vorbereitung und sonstige Punkte definitiv anders gestalten muss. Denn gerade gegen Ende hat uns die fehlende Erfahrung das Leben schwer gemacht.
Wir wünschen uns, dass wir nächstes Jahr mit besserer Vorbereitung auf das jeweilige Revier fahren können und mit einem größerem Team. Sowohl Segler als auch Trainer ;)
Wir bedanken uns bei unserem Verein, dem YCRM für die Unterstützung und natürlich bei unseren Eltern. Aber vor allem bei Roman, um den wir gerade am zweiten Tag bei 7 Windstärken ganz froh waren.
Wir wünschen allen einen schönen Saisonabschluss, denn wir hatten auf jeden Fall einen :)
Moritz Bartz