19 ycrm350pxMit der Gemeinsamen Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft vom 10. bis 16. August haben wir unseren Höhepunkt dieser Saison erreicht. Mit insgesamt drei 420er Teams (Julia+Wanja, Nike+Viktor, Marius+Gaspar), einer sehr engagierten Trainer Mannschaft und der erneut, fürsorglichen Land Crew, ging es dieses Mal nach Kiel-Schilksee.
Nach der langen Fahrt und unserer ersten Nacht im Hotel Novum, startete der nächste Tag mit dem Vermessen der Boote. Ohne jegliche Vermessungskomplikationen konnten wir, in wechselnder Kombination, unter der Leitung von Roman Weber, Heinz Chr. Bock und der Multifunktionsfee, Charlotte Bock, in unsere zwei Trainingstage starten.
Doch auch wenn das Training auf dem unbekannten Gewässer bereits von Freude und Aufregung geprägt wurden, konnte es bei der offiziellen Eröffnung nur getoppt werden. Völlig unvorbereitet holten wir kurz vor der Parade unser kleines Holzschild mit der rheinland-pfälzischen Flagge ab, und versuchten uns in diese riesige Menschenmasse der Parade einzuordnen. Welche nach alphabetischer Reihenfolge der Bundesländer und anschließend nach alphabetischer Reihenfolge der Gastländer geordnet war. Wobei man die Flaggenkenntnisse mancher Gruppen anzweifeln konnte. Der, durch eine Trommler-Gruppe, angeheizten Stimmung der Teilnehmer machte dies aber keinen Abbruch.


Auch wenn unsere Gruppe von Rheinland-Pfälzern mit noch zwei dazu gestoßenen ILCA-Seglern angeleitet von der Truppe des YCRMs, mickrig in der großen Masse aussah, marschierten wir stolz in der Parade mit, über das riesige Gelände des Kieler Yachtclubs.
In sowohl Deutsch als auch Englisch wurden uns im Anschluss unsere jeweiligen Wettfahrtleiter der jeweiligen Klassen vorgestellt, welche uns in der folgenden Steuerleute Besprechung die nötigen Informationen für die nächsten Tage gaben.
Nach langem Ersehnen begannen am Tag darauf die Wettfahrt Tage. Was für ein unglaubliches Bild beim Ausfahren, bildeten 41 29er, 57 420en, 27 Europs, 74 ILCA4, 82 ILCA6, 19 Open Windfoil, 269 Optimisten, 25 Piraten, und 26 Teenys. Und selbst mit zwei Slip-Rampen, die zusammen 75 Meter breit sind, also fast zwanzig Mal so breit wie unsere im YCRM, mit 5 Stegen und noch einer Hand voll kleineren Rampen, war die Aufgabe irgendwie zwischen all den vielen Optimisten aufs Wasser zu kommen, fast schon eine größere Herausforderung als die Wettfahrten selbst.
Bei einer möglichen Auswahl von drei weit draußen in der Kieler Förde liegenden Bahnen, fuhren wir ausnahmslos jedes Mal auf die am weitesten draußen liegende Bahn Charlie, welche wir uns mit den Piraten teilten. Jedoch störten uns diese glücklicherweise wenig. Während wir zuerst auf den Outer-Loop geschickt wurden, fuhren die Piraten den Inner-Loop und kamen uns so nicht in die Quere.
Mit knapp sechzig 420ern am Start, starteten wir ohne Aufteilung in einer einzigen Startgruppe. Nach dem Start zur Luvtonne des Inner Loups, dann Halbwind rüber zum Outer Loup, dort Downwind zum Lee-Gate, Kreuz, wieder Downwind und vom Lee-Gate mit einem Halbwind-Spikurs ins Ziel. Auf den Halbwindkursen wurde jedes Mal ordentlich Höhe geknüppelt, um ja keinen Gegner in Luv passieren zu lassen. Klar das da die schwereren Teams einen Vorteil haben
Mit Abstand das spektakulärste der Segeltage waren die Starts der 420er. Denn nach dem am ersten Wettfahrttag die Segler an der Startlinie so doll durchhingen, was teilweise bis an sieben Bootslägen ging, hatten wohl alle Segler in der Nachbesprechung abends einen gehörigen Anschiss von ihren Trainern bekommen, dichter an die Linie zu fahren, sodass an den darauffolgenden Tagen das andere Extrem eintrat – das gesamte Feld hing dicht an der Linie und kaum ein Startversuch gelang ohne Frühstarter.
9 ycrm350pxDanach verging kein einziger Tag, ohne das nach dem ersten wohlwollenden Startversuch der Wettfahrtleitung unter Uniform, mit dem obligatorisch folgenden Sammelrückruf, danach nur noch Black Flag gezogen wurde. Es ging so weit, dass sowohl Trainer als auch Segler, morgens Wetten abschlossen (Wetteinsatz bei dem schönen Sommerwetter: meist eine Kugel Eis), ob überhaupt noch Starts unter Uniform probiert werden würden und wie viele Black Flag Disqualifikationen es jeweils geben wird. Denn auch die Schwarze Flagge konnte das hochmotivierte Feld kaum einbremsen und es kam immer wieder zu Gesamtrückrufen des Feldes. An der Stelle unseren vollen Respekt an die Wettfahrtleitung, die es geschafft hat so viele Frühstarter zu identifizieren. Der Rekord wurde am dritten Tag aufgestellt mit 22 BFDs in einem Startversuch. Blöd, dass es dann im zweiten Lauf am vierten Tag auch gleich zwei unserer Boote erwischt hat.
Doch auch wenn die Starts unter Black Flag einschüchternd klingen mögen, war die Deutsche Meisterschaft doch ein Erfolg für uns Binnensegler. Jeder von uns ist mit neuen Erlebnissen und Erfahrungen, zufrieden mit seiner Platzierung, nach Hause zurückgekehrt.
Am letzten Tag änderte sich das bis dahin karibisch sonnige Wetter. Die zuverlässig mit 2-4 Bft wehende Thermik aus Ost kam gegen den neuen westlichen Wind nicht mehr an, so dass die Regatta ohne weitere Wettfahrten beendet wurde. Trotzdem hatten wir alle sehr viel Spaß bei dieser außerordentlich gut organisierten und durchgeführten Veranstaltung.
Und nochmal vielen Dank an die Land Crew: Julia Bokowski und Charlotte Bock, welche uns immer reichlich mit Wasser, Essen und Blasenpflastern (!) versorgt haben.
Julia Bock

 

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